Rundgang – Das Anwesen Fitz

Das Anwesen Fitz, Bahnstraße 33

Nach dem „Häuserbuch von Ernst Merk“ kann zur Geschichte des Anwesen Fitz folgendes gesagt werden:
Die Junker v. Affenstein hatten seit dem Jahr 1544 ein von der Churpfalz herrührendes Lehengut, das durch eine Tochter an einen Leutnant Widt gekommen war. Dieser gab im Jahr 1754 das Gut in Erbpacht an den Stiftschaffner Jacobi des aufgehobenen ehemaligen Klosters Limburg. Da weder die Junker v. Affenstein noch ihre Nachkommen im Dorf gewohnt hatten und deshalb auch kein zum Gut gehöriges Haus besaßen, war Jacobi gezwungen ein solches zu bauen. Unmittelbar neben dem heutigen Haus lagen damals Grundstücke, die zum Affensteinischen Gut gehörten. Jacobi erbaute ein Haus neben dem Feldweg nach Erpolzheim auf einer Grundfläche, die zu dem Gut des ehemaligen Klosters Seebach gehörte. Im Jahr 1791 kaufte der Graf Franz v. Sickingen von dem Reichsgrafen Casimir v. Wartenberg dessen Dorf Ellerstadt. Aus diesem Anlass verkaufte auch Jacobi, mit Genehmigung des Kurfürsten von der Pfalz, sein Haus und Gut an den Grafen v. Sickingen für 27000 Gulden. Den Schlussstein im Rundbogen des Tores zierte jetzt das Wappen der Sickinger. Der Graf v. Sickingen konnte aber seinen Besitz nicht mehr antreten, da ihm dies die im Jahr 1789 ausgebrochene französische Revolution unmöglich machte. Aus diesem Grund ließ er sein Wappen im Schlussstein des Torbogens wieder aushauen, um die Aufmerksamkeit der französischen Revolutionstruppen, die alle adligen Besitzungen plünderten und beschlagnahmten, davon abzulenken. Um einer Beschlagnahme vorzubeugen verkaufte Graf v. Sickingen an 20. März 1798 Haus und Gut um 30000 Gulden an die in Mannheim wohnhaften Hoffaktoren des Kurfürsten Karl Theodor, Gottschalk und Isaac (Ignatz) Mayer.
Die neuen jüdischen Besitzer waren nicht nur bedeutsame Bankleute, sondern auch regsame Wein- und Ackerbauern. Sie erbauten eine Brandweinbrennerei, kauften von den Franzosen die in den Dörfern Eppstein und Schauernheim eingezogenen Pachtgülten der adligen und klösterlichen Güter, speicherten die sich auf Hunderte von Maltern belaufenden Früchte in ihrem Haus und brannten sie in der Brandweinbrennerei. Im Jahr 1827 bauten sie den Keller unter dem Kelterhaus und im Jahr 1833 einen unter dem Stall. Ignatz Mayer konnte sich mit seinem Bruder Gottschalk, der sich zur besseren Verwendung der Brennereirückstände der Schweinehaltung zuwenden wollte, über diesen Zweig der Viehhaltung nicht einigen und verkaufte im Jahr 1836 seinen Anteil am Gut. Die Erben von Gottschalk Mayer verkauften am 19. Juni 1838 das Haus an Georg Fitz von Dürkheim. Georg Fitz baute nach einem Dachstuhlbrand den zweiten Stock des Hauses wieder auf. Sein Sohn Peter Hermann Fitz und seine Frau Susanne Elisabetha, geb. Schrank, die Haus und Gut im Jahr 1858 übernahmen, brachen im Jahr 1861 einige Nebengebäude ab, erweiterten die Wirtschaftsgebäude und bauten im Jahr 1866 die Branntweinbrennerei um. Von Hermann Fitz kam das Haus an seinen Sohn Georg Fitz, und dessen Frau Emilie, geb. Deibel. Georg Fitz war von 1898 bis 1903 Abgeordneter der Nationalliberalen Partei im Reichstag in Berlin.
Das Anwesen wird heute noch von deren Nachkommen bewohnt und ist der größte und anspruchsvollste Barockbau im Dorf.